Stadt Nürnberg – Eine gelebte Datenkultur als Fundament der Verwaltung

Daten sind die Grundlage einer modernen Stadtverwaltung – doch ihr Potenzial bleibt oft ungenutzt, wenn sie unstrukturiert in Silos liegen. Nürnberg hat deshalb ein umfassendes Projekt gestartet, um Datenmanagement nicht nur technisch, sondern auch organisatorisch und kulturell neu aufzusetzen. Ziel ist eine gelebte Datenkultur, die Entscheidungen verbessert, Zusammenarbeit erleichtert und Bürgernähe stärkt.

Neustart mit klaren Strukturen

Der Anstoß kam im Frühjahr 2024, als die Stadtverwaltung das Thema Datenmanagement in allen Ämtern neu verankerte. Von Anfang an wurde bewusst ein ganzheitlicher Ansatz gewählt: Technik, Organisation und Qualifikation sollten ineinandergreifen. Besonders im Blick stand dabei die Datenethik – auch vor dem Hintergrund des EU AI Act. Direkt zu Beginn wurde eine stadtweite Datenethik entwickelt und ein Data Governance Board gegründet. Dieses Gremium legt Standards fest, entscheidet etwa über Lizenzen für Open Data und sorgt dafür, dass die Perspektive aus vielen Fachbereichen berücksichtigt wird.

Technisch setzt Nürnberg auf eine Datenplattform nach dem Prinzip des sogenannten Data Mesh. Damit wird die Verantwortung für Daten dorthin gelegt, wo sie entstehen – in die Fachbereiche. Diese erstellen hochwertige, dokumentierte Datenprodukte, die über eine zentrale Plattform allen zugänglich gemacht werden. So wird verhindert, dass Wissen an einzelnen Stellen hängen bleibt und schwer zugänglich ist.

Menschen im Mittelpunkt

Mindestens ebenso wichtig wie die Technik ist der Kulturwandel. Nürnberg hat früh erkannt, dass es Zeit und Geduld braucht, um Mitarbeitende mitzunehmen. Schulungen spielen deshalb eine zentrale Rolle. Zwei Pilotveranstaltungen zu Datenkompetenz fanden bereits großen Anklang: Dort wurden Grundlagen wie Datenarten, Pflege und Qualität vermittelt, ergänzt durch viele Praxisübungen. Sogar der Oberbürgermeister beteiligte sich mit einem kurzen Video, um das Thema sichtbar zu machen. Aufgrund des positiven Feedbacks wird die Schulung nun als fester Bestandteil in das Fortbildungsprogramm der Stadt integriert.

Auch eine eigene Webseite unterstützt die Mitarbeitenden mit Informationen zur Datenethik, Schulungsangeboten und weiterführenden Materialien. Auf dem Nürnberger Digitalfestival stieß der Ansatz zudem auf großes Interesse in der Stadtgesellschaft – ein Zeichen, dass das Thema weit über die Verwaltung hinaus relevant ist.

Erste Ergebnisse und Ausblick

Zu den größten Erfolgen zählt, dass Verwaltungssilos überwunden und Ämter konstruktiv zusammengebracht werden konnten. Für viele Beteiligte war es bemerkenswert, dass dieses bereichsübergreifende Arbeiten in kurzer Zeit etabliert wurde. Parallel prüft die Stadt in Pilotprojekten, ob die Plattform auch große Datenmengen, etwa aus Sensoren bei Starkregenereignissen, zuverlässig verarbeiten kann.

Der Weg ist noch nicht abgeschlossen: Nürnberg versteht das Projekt als langfristigen Prozess. Weitere Use Cases, die Integration von Künstlicher Intelligenz und ein „Datenführerschein“ für Mitarbeitende sollen folgen. Klar ist schon jetzt: Nürnberg zeigt, wie Datenmanagement mehr sein kann als Technik – nämlich ein Kulturwandel, der Verwaltung souverän, effizient und bürgernah macht.

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