Rhein-Kreis Neuss – Digitaler Zwilling als gemeinsames Projekt

Wenn acht Kommunen und ein Kreis ihre Kräfte bündeln, entsteht etwas, das jede einzelne Kommune allein kaum stemmen könnte. Im Rhein-Kreis Neuss wird derzeit ein kreisweit einheitlicher Digitaler Zwilling aufgebaut – ergänzt durch eine urbane Datenplattform, die Informationen aus unterschiedlichsten Bereichen bündelt. Ziel ist es, Planungen zu beschleunigen, Ressourcen effizienter einzusetzen und Bürgerinnen und Bürger stärker zu beteiligen.

Vom Strukturwandel zur Kooperation

Der Ursprung des Projekts liegt im Strukturwandel der Region, der mit Arbeitsplatzverlusten, knappen Haushalten und wachsendem Fachkräftemangel verbunden ist. Früh wurde erkannt, dass viele kommunale Aufgaben nur gemeinsam gelöst werden können. Anstatt acht Mal die gleichen Systeme aufzubauen, setzt der Rhein-Kreis Neuss auf Kooperation. Grundlage ist eine Verwaltungsvereinbarung zwischen Landrat und den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern.

Seit 2017 laufen die Arbeiten an der gemeinsamen Datenbasis, 2023 bewilligte das Land NRW eine Förderung für den „Digitalen Zwilling RKN“. Kern ist eine Plattform, auf der Daten in kommunalen Hubs verbleiben, aber kreisweit genutzt werden können. Schon jetzt zeigt sich eine große Resonanz: In einer Umfrage gaben die Kommunen ihre vorhandenen Datenbestände an, die nun standardisiert und in die Plattform integriert werden.

Praxisnahe Anwendungen

Ein zentrales Element ist die digitale Erfassung des Verkehrsraums. Mit speziellen Vermessungsfahrzeugen wurde das gesamte Straßennetz bereits mehrfach gescannt. Die Daten sind über eine browserbasierte Anwendung abrufbar und können mit Panoramabildern kombiniert werden. Fachämter können so präzise Messungen vornehmen, ohne selbst vor Ort sein zu müssen – das spart Zeit und Kosten.

Hinzu kommen einheitliche Luftbilddaten, 3D-Modelle sowie ein wachsendes Netz aus LoRaWan-Sensoren, die Echtzeitdaten liefern. So lassen sich Fragen der Verkehrsplanung, der Energieversorgung oder des Katastrophenschutzes mit aktuellen Informationen beantworten. Ein Beispiel ist die Straßenzustandserfassung, die künftig Grundlage für effizientere Sanierungs- und Investitionsentscheidungen bildet.

Nutzen für Verwaltung und Bürger

Für die Verwaltung bringt die gemeinsame Plattform standardisierte Verfahren und die Möglichkeit, Fachwissen zu bündeln. Mitarbeitende können virtuell zusammenarbeiten, anstatt aufwendige Ortstermine wahrnehmen zu müssen. Auch die Bürgerinnen und Bürger profitieren: Sie erhalten mehr Einblick in Planungen und können sich aktiv beteiligen. Erste Beteiligungsformate zeigen, dass das Interesse groß ist.

Die nächsten Schritte sind schon geplant

Bis Ende 2025 soll die Datendrehscheibe als technisches Herzstück stehen. In den folgenden Jahren ist geplant, auch Künstliche Intelligenz einzubinden – etwa um Datenabfragen per Chatbot zu ermöglichen oder um automatische Analysen für Planungsprozesse zu erstellen.

Das Projekt zeigt: Mit Kooperation, klarer Standardisierung und dem Willen, vorhandene Datenschätze zu heben, kann auch auf Kreisebene ein Meilenstein für die Digitalisierung gelingen. Der Rhein-Kreis Neuss beweist damit, dass interkommunale Zusammenarbeit ein Schlüssel für die Verwaltung der Zukunft ist.

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