Markt Weisendorf zeigt, dass Digitalisierung nicht nur großen Städten vorbehalten ist. Auch kleinere Kommunen können mit klarer Strategie, Mut und Schritt-für-Schritt-Vorgehen große Fortschritte machen. Mit dem Aufbau eines Digitalen Zwillings hat Weisendorf ein Projekt etabliert, das Verwaltung, Gemeinderat und Bürgerschaft gleichermaßen einbindet – und so einen praxisnahen Transformationsprozess gestaltet.
Der Ursprung lag in einer ganz konkreten Herausforderung: Für einen neuen Flächennutzungsplan suchte die Kommune nach einer Lösung, die Bürgerinnen und Bürger besser einbindet. Klassische Methoden wie Zettel im Briefkasten schienen nicht mehr zeitgemäß. Daraus entwickelte sich die Idee eines Digitalen Zwillings, der inzwischen seit zwei Jahren im Einsatz ist. Schnell wurde deutlich, dass weit mehr als 200 Anwendungsfälle abgebildet werden können.
Der Digitale Zwilling ist dreigeteilt: Ein Verwaltungszwilling unterstützt die tägliche Arbeit im Rathaus, ein Ratszwilling bietet Gremien und Einsatzkräften wie der Feuerwehr zusätzliche Daten, und ein Bürgerzwilling stellt regelmäßig aktualisierte Informationen für die Öffentlichkeit bereit. Dieses Modell sorgt dafür, dass Wissen nicht mehr bei Einzelpersonen liegenbleibt, sondern zentral gepflegt wird – ein entscheidender Vorteil gerade in Zeiten von Fachkräftemangel. Neue Mitarbeitende können so schneller eingearbeitet werden, auch wenn sie nur in Teilzeit oder im Ruhestand arbeiten.
Die Vorteile zeigen sich in vielen Bereichen des kommunalen Alltags. Sensoren im Winterdienst helfen, neuralgische Punkte frühzeitig zu bearbeiten, ohne dass Mitarbeitende nachts Kontrollfahrten unternehmen müssen. Baumsensoren liefern Informationen darüber, welche Pflanzen tatsächlich gegossen werden müssen. Verkehrssensoren erfassen Daten, um Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung gezielt planen zu können.
Auch für Bürgerinnen und Bürger gibt es spürbare Erleichterungen: Das virtuelle Amt ermöglicht zeit- und ortsunabhängige Verwaltungskontakte, gerade auch für ältere Menschen. Über den Bürgerzwilling fließen zudem Rückmeldungen aus der Bevölkerung ein – etwa bei der Standortwahl für Ruhebänke oder bei der kommunalen Wärmeplanung. Allein in einer zweiwöchigen Phase beteiligten sich über 40 Bürger aktiv mit Ideen.
Die Einführung war nicht ohne Hürden. Besonders das Change Management erforderte Geduld und klare Kommunikation. Manche Bürger hatten zunächst falsche Vorstellungen von der eingesetzten Sensorik, etwa beim Winterdienst. Auch innerhalb der Verwaltung war es wichtig, alle Abteilungen einzubeziehen und den Nutzen nachvollziehbar zu machen. Heute zeigt sich, dass Offenheit und kontinuierliche Schulung entscheidend für den Erfolg waren.
Markt Weisendorf entwickelt den Digitalen Zwilling stetig weiter. Neue Sensoren sollen etwa beim Katastrophenschutz helfen, indem sie Wasserverläufe bei Starkregenereignissen sichtbar machen. Für Bürger werden künftig zusätzliche Dashboards bereitgestellt, beispielsweise zur Verfügbarkeit von Wasser oder zum Ausbau von Solarenergie.
Die Verwaltung in Markt Weisendorf beweist damit, dass auch kleine Kommunen mit überschaubaren Mitteln große Schritte in Richtung digitale Zukunft gehen können – wenn sie Daten klug nutzen, Mitarbeiter einbinden und die Bürger aktiv beteiligen.
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