Die Landeshauptstadt München geht mit ihrem Projekt „Digitaler Zwilling München“ (DZ-M) neue Wege in der Stadtentwicklung und Öffentlichkeitsbeteiligung. Seit 2019 unterstützt der DZ-M die Digitalisierung der Stadt, indem er eine umfassende digitale Darstellung Münchens bietet. „Mit dem digitalen Zwilling schaffen wir die Möglichkeit, Entscheidungen noch fundierter zu treffen und die Planung nachhaltiger zu gestalten“, erklärt Markus Mohl, Leiter des Kompetenzzentrums Digitaler Zwilling München.
Das Projekt nutzt städtische Geodaten, Fachdaten und aktuelle Sensordaten, um ein digitales Abbild Münchens zu erstellen. Dieser „digitale Zwilling“ ermöglicht es, realitätsnahe Simulationen und „Was-wäre-wenn“-Analysen durchzuführen. Ob es um die Identifizierung von Hitzeinseln, die Planung neuer Radwege oder die Unterstützung der Feuerwehr bei Großveranstaltungen wie dem Oktoberfest geht – der DZ-M bietet vielfältige Einsatzmöglichkeiten. „Wir wollen, dass die Daten des Digitalen Zwillings allen Fachbereichen helfen, ihre Arbeit besser zu machen“, betont Mohl.
Eine der größten Herausforderungen war es, die städtischen Fachreferate von den Vorteilen des digitalen Zwillings zu überzeugen. „Da darf nicht der Eindruck entstehen, dass jemand reinkommt und den Profis in den Fachbereichen erklären will, wie sie ihre Arbeit besser machen“, sagt Mohl. Doch durch kontinuierliche Aufklärung und Zusammenarbeit hat sich der DZ-M zu einem wertvollen Werkzeug entwickelt, das bereits in einem Großteil der städtischen Referate genutzt wird. Ein besonderes Highlight war die virtuelle Visualisierung der Veränderungen durch den Münchner Radentscheid, die während der Corona-Pandemie den Bürgerinnen und Bürgern online präsentiert wurde. „Es war faszinierend zu sehen, wie die Bürgerinnen und Bürger das Projekt und uns als Verwaltung gelobt haben und besser verstehen konnten, welche Maßnahmen notwendig sind“, erinnert sich Mohl.
Der DZ-M wird stetig weiterentwickelt. Aktuell werden KI-gestützte Ansätze geprüft, die beispielsweise eine sprachgestützte, interaktive Nutzung des Zwillings ermöglichen sollen – etwa durch Fragen wie „Zeige mir die Trinkwasserbrunnen in meiner Nähe“, die Nutzende dem Digitalen Zwilling stellen können. Weitere Pläne beinhalten den Einsatz von Drohnen und bodengebundenen Aufnahmesystemen für die detaillierte Aufnahme von räumlich begrenzten Bereichen der Stadt, um so etwa die Arbeit von Einsatzkräften zu erleichtern.
Mohl betont, dass es wichtig ist, praktisch zu beginnen und schrittweise zu erweitern. „Man muss nicht sofort ein vollständiges 3D-Modell der Stadt haben. Eine gute Datengrundlage ist entscheidend, und es ist wichtig, die Fachreferate von Anfang an mit ins Boot zu holen“, rät er anderen Kommunen.
Der Digitale Zwilling München zeigt eindrucksvoll, wie innovative Technologien die städtische Verwaltung unterstützen und dabei helfen können, München bis 2035 klimaneutral zu gestalten – eine Vision, die das Projekt zu einem Finalisten des DIGITAL-Award 2024 gemacht hat.
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